Böhmen und Mähren

Wandern mit Literatur im Böhmerwald

Den Böhmerwald lernte ich auf einer Literatur-Wanderfahrt im Frühling kennen. Ein Literat und eine tschechische Führerin begleiteten die Gruppe. Wir lasen und besprachen Werke, die diese Gegend beschrieben. Und wir trafen  mit 2 Pionieren aus dem Land zum Gespräch  zusammen. Gut organisiert durch “Böhmen-Reisen”, Regensburg.

Gewandert wurde täglich etwa 3 Stunden im Böhmerwald.

Zum Schluß kamen 3 Tage Prag mit Einzelführung. Gewohnt habe ich im Jugendstilhotel Europa am Wenzelsplatz.

 Woher wir auch kamen, die Waldbahn brachte uns alle eisenstein das  letzte Stück hinauf nach Bayerisch Eisenstein zur Grenze. Drüben warteten schon unsere Führer Radka und Arthur, und eine eindrucksvolle Woche in herrlicher Landschaft begann.

Radka am Steuer des Kleinbusses brachte uns unermüdlich zu den schönsten Punkten.

Gleich der erste Halt war ein geschichtsträchtiger Ort: Dobra Voda - Gutwasser. In der Brunnenkapelle hörten wir vom Heiligen Gunther, einem Vetter von Kaiser Heinrich II., der im 11. Jahrhundert hier als Eremit lebte. Die Pilger machten den Weg durch den Böhmerwald bekannt. Heute weisen die deutschben Grabinschriften auf dem Friedhof auf die ehemals überwiegend deutschspra filipova hut hajenka pensionrchige Bevölkerung hin. Jetzt besteht dieser Ort noch aus 4 Häusern. Ebenfalls ziemlich leer ist das Dorf Filipova Hut, früher ein Ort von Glasmachern, Waldarbeitern und Bergbauern. Das ehemalige Forsthaus ist jetzt eine gepflegte Pension mit Namen Hajenka. Dort wohnten wir sehr gemütlich während der ersten Wochenhälfte.

Anfan filip fruehlng Mai bricht hier oben der Frühling durch. Der Böhmerwald trägt seinen Namen Sumava" - die Rauschende - zu recht. Der Wind fegt über die Höhen, fängt sich in den Wäldern, die Wasserbäche rauschen über die Steine und Felsen zu Tal, es blüht überall.

So bleibt mir unser Weg von zu Haus in Filipova über den Goldenen Steig in Erinnnerung: erst durch die Schneeflecken im Wald, dann hinunter zum goldführenden Hammerbach und an der felsigen Vyydra filipr entlang bis zur Vinzenzsäge an der Mündung des Kaiserbachs.

 

 

nebel

 

 

In diesem vielerlei Rauschen kann man sich vorstellen, daß hier Smetana zu seiner Moldau inspiriert wurde. vydraklein

Im südlichen Böhmerwald begrüßte uns eine mildere Landschaft: Auch hier wanderten wir am Goldenen Steig entlang, diesmal ab Böhmisch Röhren (mit interessanterr Kirche und dem

 

Friedhof, dessen Wiederherstellung der Autor Petr Pavlik erreichte - er besuchte uns auch einmal zum Abendgespräch) und weiter durch verschwundene Böhmische Dörfer, z.B. Schönberg (1797 - 1956). Die Reste von Hausfundamenten lassen noch auf das frühere Leben hier schließen. Jetzt weiß ich, was gemeint ist, wenn man von Böhmischen Dörfern" spricht.

Durch Wiesenland und Wald geht es hinunter zur Grenze und an der Kalten Moldau entlang, weiter mit dem Bähnchen nach Nove Udoli (Neuthal) mit Einkehr, bevor wir ins frühere Glasmacherhaus nach Lenora fuhren, un libellenserer Wohnung für die zweite Wochenhälfte, mit immer üppigem tschechischen Frühstück schon früh am Morgen.

Ein andermal hielten wir uns lange in den Moldauauen an einem Moorsee auf und sahen den Libellen beim Schlüpfen zu.

 

 

Arthur, unserer Literat, ließ bei arthur2 seinen Lesungen ein lebendiges Bild der Gegend und ihrer Menschen entstehen. Am Lusenbach unter dem Pürstling las er uns aus den Waldeinsamkeiten" von Klostermann über das Leben und die Arbeit im Wald, während wir die kilometerweit vom Borkenkäfer grau gefressenen Waldreste betrachteten.

Oder beim Aufstieg auf den Ziegenruck hörten wir vom monatelangen Überlebenskampf der Menschen im eingeschneiten Dorf.

Bei einer Waldwanderung zum Plöckensteinsee war natürlich Adalbert Stifters begeisterte Schilderung der Hochwalds" unser Thema. Nachdem wir am Schwarzenberger Schwemmkanal - eine bewunderswerte Bauleistung - en Verschwund Dörfer bei BöhmRöhren3tlang gewandert waren, ging mir noch lange der aussichtslose Streit der Links- und Rechtsbächler aus Jeleni (Hirschwalden) durch den Kopf, den Urzidil wohl auch als Vergleich für das deutsch- tschechische Verhältnis gemeint hatte. Hierher paßt ein Bericht aus der mobilen Bibliothek von Arthur und Radka über eine Oberplaner Gesprächsrunde zur aktuellen Auseinandersetzung über die Benesch-Dekrete vom Ende des 2. Weltkriegs. Man sieht heute das verantwortliche Bemühen, alte Verletzungen und Ansprüche zu beenden und eine neue Grundlage zu schaffen. Ob das größere Europa" hier weiter hilft?

Und in der mobilen Bibliothek fanden sich auch Geschichten ü vinzenzkleinber Menschen der Prager Kleinseite, die auf den nachfolgenden Besuch in der Goldenen Stadt einstimmten.

Abschied von Lenora: im Zug nach Prag übte ich nochmals Arthurs Steck den Finger in den Hals": Strc prst skrz krk - strtsch prsst sskrs krk. Darüber waren wir ja am Frühstückstisch ausgiebig examini Schwemmkanal2ert worden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Und wie um meine sofort registri wandern am schwemmkanalerte Tschechisch-Begeisterung zu unterstützen, kam es im Zug gleich von der Nebenbank:

Sel pstros se pstrosici a se ctyrmi pstrosacaty - schel pschtross sse pschtrossizi a sse schtyrschmi pschtrossatschaty = ist gegangen der Vogel Strauß mit seiner Frau Strauß und seinen vier Straussenkindern, und gleich dazu noch: Od poklopu ke poklopu kyklop kouli kouli - von Deckel zu Deckel rollt der Riese eine Kugel.  Hatten wir einen Spaß im Zug!

 

 

 

 

 

 

 

Im schönen Jugendstilho LiteraTouren_Prag_1tel Europa am Wenzelsplatz in Prag erwartete mich bereits eine Einladung des besten Führers, den ich mir denken konnte, für den Abend ins schwarze Theater. Herr Dohnal bereitete mir am nächsten Tag mit seiner einfühlsamen Führung durch die Schönheiten von Prag einen unvergeßlichen ganz persönlichen Tag, der mit dem Eröffnungskonzert des Prager Frühlings 2002 im Smetanasaal endete - ein Hochgenuß in einem ebenfalls herrlichen Jugenstilbau.

Am dritten Tag in Prag war ich beeindruckt von der Geschichte der Jüdischen Gemeinde und erschüttert über die heute noch ganz lebendige Judenverfolgung im Dritten Reich, dargestellt in mehreren Synagogen, war zu Gast bei den Glasbläsern und fuhr mit der Seilbahn auf den Petrinberg mit seinem Mini-Eiffelturm und einem herrlichen Azaleengarten, wanderte über Hradschin und Kleinseite hinunter und genoß das böhmische Abschiedsmahl im Kleinseiter Rathaus-Restaurant.

 

Im folgenden Jahr kam Mähren dazu. Wieder gab es Literaturwandern. Olmütz (Olomouc) mit seiner reichen Geschichte und seiner herrlichen Orgel lag im Zentrum.